Gefühle und Gefühle, die eigentlich keine Gefühle sind

In diesem Artikel wird es darum gehen, Gedanken von Gefühlen zu unterscheiden und den eigenen Gefühlswortschatz etwas zu erweitern.

Oftmals meinen wir, dass wir unserem Gegenüber sagen, wie wir uns gerade fühlen. Aber in Wahrheit äußern wir nur Vorwürfe oder das, was wir glauben zu wissen, was der andere über uns denkt. Und dann wundern wir uns, dass unser Gesprächspartner nicht so mitfühlend reagiert, wie wir es uns gewünscht haben.

 

Vielen Menschen fällt es schwer, ihre wahren Gefühle zu äußern, da sie sich derer einfach nicht bewusst sind. Sie wissen nicht, was sie fühlen. Sie können es nicht in Worte fassen. 

Wenn wir allerdings immer nur unsere Meinung sagen statt unsere Gefühle offenzulegen, obwohl es uns gerade vielleicht nicht gut geht und wir jemanden brauchen, der uns Mitgefühl entgegen bringt, dann wird es demjenigen unglaublich schwer gemacht ehrlich emphatisch zu reagieren. 

 

Daher habe ich hier nun ein paar Beispiele für dich, die dir helfen können, deine Gedanken von deinen Gefühlen zu unterscheiden.

 

Beispiel 1

"Ich fühle mich wie ein Vollidiot." -> Diese Aussage beschreibt kein Gefühl, sondern lediglich das, was wir über uns denken.

"Ich fühle mich als Vollidiot enttäuscht über mich selbst." -> Diese Aussage drückt ein wirkliches Gefühl aus.

 

Beispiel 2

"Ich habe das Gefühl, dass ich meinem neuen Freund nicht mehr wichtig bin." -> Die Worte "nicht mehr wichtig" beschreiben bloß, wie du denkst, dass andere dich einschätzen. 

"Ich bin traurig über die Situation mit meinem Freund." -> Drückt ein Gefühl aus.

 

Beispiel 3

"Ich habe das Gefühl, dass meine Freunde es nicht gut finden, dass ich einen neuen Freund habe." -> Sagt nur aus, was du denkst, wie deine Freunde die Situation bewerten. "Nicht gut" ist eine Bewertung.

"Ich bin bedrückt, weil ich denke, dass meine Freunde es nicht gut finden, dass ich einen neuen Freund habe." -> Drückt ein wirkliches Gefühl aus, auch, wenn es durch die Gedanken beeinflusst wird bzw. durch die eigene Interpretation. 

 

Beispiel 4

"Ich habe das Gefühl, dass du mich ignorierst." -> Drückt kein Gefühl aus, sondern ist eine Interpretation des Verhalten deines Gegenübers. 

 

Es gibt einige Wörter, die nicht unsere eigenen Gefühle ausdrücken, sondern eher unsere Interpretation anderer Menschen.

 

Hier sind einige Beispiele solcher Wörter:        

 

 

  • abgeschnitten
  • angegriffen
  • ausgenutzt
  • benutzt
  • betrogen
  • bevormundet
  • eingeengt
  • eingeschüchtert
  • gezwungen
  • hintergangen
  • manipuliert
  • missverstanden
  • nicht beachtet
  • nicht ernstgenommen
  • nicht verstanden
  • nicht unterstützt
  • nicht respektiert
  • nicht wertgeschätzt
  • provoziert
  • übergangen
  • unter Druck gesetzt
  • unterdrückt
  • unwichtig
  • verlassen 
  • vernachlässigt
  • vertrieben
  • zurückgewiesen

Im folgenden wird es gleich eine kleine Liste mit Gefühlen geben, die wir empfinden können, wenn unsere Bedürfnisse befriedigt werden und eine Liste mit Gefühlen, wenn unsere Bedürfnisse nicht erfüllt werden.

Ich finde es wichtig, sich diese Gefühle ein paar Mal durchzulesen und ich wollte eigentlich erst ein Video über dieses Thema drehen, dachte mir aber, dass es wichtiger ist, das wirklich visuell zu sehen und es ist auch bequemer mal eben sich die Wörter durchzulesen als dann sich ein ganzes Video immer wieder anzusehen.

Des weiteren hilft es einem ziemlich in seinen Beziehungen, wenn man in der Lage ist, seine wahren Gefühle benennen zu können und auch für uns selbst ist es wichtig, zu wissen, was wir da eigentlich gerade fühlen, denn dann sind wir unseren Gefühlen nicht mehr ausgeliefert. Darüber werde ich aber noch eine extra Video drehen :)

 

Ein Beispiel habe ich noch, warum wir oft nicht in Kontakt mit unserem Zuhörer kommen können.

 

Auf die Frage "Wie geht es dir?" antworten wir meist mit "Mir geht es gut.".

Gut ist aber wiederum einfach nur eine Bewertung. Das Wort "gut" kann dann bedeuten, dass wir glücklich sind, positiv aufgeregt, erleichtert, uns ausgeglichen fühlen etc..

Wörter wie gut oder schlecht verhindern, dass der Zuhörer mit dem was wir fühlen, leicht in Verbindung kommen kann.

Um geistige Nähe aufzubauen, wäre es also von Vorteil statt "gut", ein Gefühl einsetzen zu können. Natürlich kann man auch ganz bewusst Wörter wie gut oder schlecht verwenden. Man möchte ja auch nicht zu jedem Menschen eine Nähe aufbauen. Also wenn du deinen Gegenüber fern von dir halten willst, dann sind solche "kalten" Antworten natürlich gut zu gebrauchen.

 

Nun hier eine Auswahl an positiven Gefühlen:

 

  • aufgeregt
  • angenehm
  • aufgedreht
  • ausgeglichen
  • befreit
  • begeistert
  • berührt
  • bewegt
  • energiegeladen
  • entschlossen
  • entspannt
  • erfreut
  • erfüllt
  • ergriffen
  • erleichtert
  • erstaunt
  • fasziniert
  • friedlich
  • fröhlich
  • froh
  • gefesselt
  • gelassen
  • gespannt
  • glücklich
  • gutgelaunt
  • heiter
  • hellwach
  • hoffnungsvoll
  • inspiriert
  • kraftvoll
  • klar
  • lebendig
  • leicht
  • liebevoll
  • lustig
  • locker
  • motiviert
  • munter
  • mutig
  • neugierig
  • optimistisch
  • ruhig
  • selbstsicher
  • überglücklich
  • überrascht
  • überwältigt
  • unbeschwert
  • vergnügt
  • verliebt
  • wach
  • wissbegierig
  • zufrieden
  • zuversichtlich

Negative Gefühle:

  • ängstlich
  • ärgerlich
  • angespannt
  • ausgelaugt
  • bedrückt
  • besorgt
  • bestürzt
  • betroffen
  • deprimiert
  • durcheinander
  • einsam
  • elend
  • empört
  • enttäuscht
  • erschöpft
  • erschüttert
  • frustriert
  • gehemmt
  • gelähmt
  • gelangweilt
  • genervt
  • hilflos
  • irritiert
  • lustlos
  • miserabel
  • müde
  • nervös
  • ruhelos
  • traurig
  • sauer
  • schlapp
  • schüchtern
  • schockiert
  • streitlustig
  • unglücklich
  • unter Druck
  • ungeduldig
  • unruhig
  • unwohl
  • unzufrieden
  • verletzt
  • verzweifelt
  • wütend
  • zögerlich
  • zornig

Wenn du dich gerne noch näher mit dem Thema "Gefühle erkennen und richtig kommunizieren" auseinander setzen möchtest, dann lege ich dir das Buch von Marshall B. Rosenberg "Gewaltfreie Kommunikation" ans Herz. Lohnt sich auf jeden Fall! Das Buch kann einiges in deinem Leben positiv verändern :)

 

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